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Heimatsammler TübingenBrief
4. August 1916 an das
Besitzsteueramt
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Tübingen Absender: Bankcommandite Sigmund Weil Tübingen Hechingen Sigmaringen Commandite der mittel- deutschen Kreditbank Frankfurt a. M., |
Berlin.Stempel: - Tübingen Postamt Nr. 1 4. AUG 16 |
Die Bankcommandite Sigmund Weil war seit 1910 in der Tübinger Wilhelmstraße 22 ansässig. Sie war die führende Tübinger Industrie und Gewerbebank und beschäftigte in den Zwanzigerjahren rund 40 Personen in zahlreichen Filialen und einigen Agenturen.
Carlo Schmid berichtete in seinen Memoiren, dass der Tübinger Wirtschaftswissenschaftler Oswald Lehnich vom Bankier Sigmund Weil erzählte, dieser sei ein hochanständiger Mann und habe ihm zu höchst fairen Bedingungen eine Hypothek auf seine im Bau befindliche Villa gegeben.
Aber dieses hohe Ansehen nutzte dem Bankier nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten reichlich wenig – Sigmund Weil war Jude.
Schon am 12.6.1933 beendete die Stadt Tübingen per Gemeinderatsbeschluss seine Geschäftsbeziehungen zum Bankhaus, wie übrigens auch zu den meisten Geschäftsleuten jüdischer Abstammung.
Die Bank wurde noch im selben Jahr in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Weil erhielt nun nur noch 280 von 640 ausgegebenen Wertpapieren, war in der nächsten Zeit einer Reihe von öffentlichen Diffamierungen ausgesetzt und emigrierte schließlich mit seiner Familie in die Schweiz. 1934 wurde Weil gezwungen seine verbliebenen 240 Anteile zu verkaufen und aus dem Aufsichtsrat der Bank auszuscheiden.
Verwendete Literatur:
- Geschichtswerkstatt Tübingen (Hrsg.):
Zerstörte Hoffnungen. Wege der Tübinger Juden, Stuttgart 1995
- Benigna Schönhagen, Wilfried Setzler: Jüdisches Tübingen,
Haigerloch 1999
zusammengestellt von Max Häfner, am 12. September 2006
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Adresse: Dr. Rudolf Herzog Ile de Cos (Istankoy) Turquie d’Asie via Smyrna |
Stempel: - Tübingen Stadt 4/AUG/02 - Constantinopel Arivees - Constantinopel Deutsche Post 7 8/02 - Smyrna (Rückseite) - Insel Kos (unleserlich) |
Die Karte ist der erste Ganzsachentyp des Deutschen Reiches (Mi.Nr.
P59), der in Württemberg und damit in Tübingen zur Verwendung
kam.
1902 ging die Postverwaltung von Württemberg in die Hoheit des Deutschen
Reiches über, dem nun auch die Ausgbabe von Briefmarken und Ganzsachen
oblag. W ürttembergische Dienstmarken gab es noch bis 1920.
Die Route der Ganzsache setzt sich wie folgt zusammen:
In Tübingen am 04.08.1902 abgesendet lief die Karte über
das deutsche Auslandspostamt in Konstantinopel (heute Istanbul) weiter
nach Smyrna.
Jene Stadt in Kleinasien, die heute unter dem Namen Izmir bekannt
ist, war im Lauf der Geschichte immer wieder Anlass zu Konflikten und Kriegen.
Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung aus Griechen und damit aus orthodoxen
Christen bestand, gehörte Smyrna ursprünglich zum Osmanischen
Reich und trug den inoffiziellen Namen „Govur Izmir“ - ungläubiges
Smyrna. Nach der Niederlage des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg
wurde Smyrna 1920 im Vertrag von Sèvres, der die Verhältnisse
in Vorderasien, sowie im Nahen Osten regeln sollte, dem zur siegreichen
Entente gehörenden Griechenland zugesprochen. Die neugeschaffene türkische
Republik erkannte den Vertrag allerdings nicht an. In der Folgezeit kam
es, infolge des griechischen Vorhabens, weite Gebiete im östlichen
Mittelmeerraum, sowie in Kleinasien zu erobern, der sogenannten „megali
idea“ (Große Idee), zum griechisch-türkischen Krieg (1920-1922).
Smyrna wurde 1919 von griechischen Truppen besetzt. Der Krieg endete allerdings
mit der Niederlage Griechenlands und der Revidierung des Vertrages von Sèvres.
Smyrna wurde endgültig der Türkei zugesprochen. Die griechischen
Bevölkerungsteile der Stadt flohen oder wurden bei türkischen Übergriffen
get ötet.
Ziel der Ganzsache ist schließlich die Insel Kos im türkischen
Verwaltungsgebiet Istankoy (Karien).
Die Insel, auf der in der Antike
Hippokrates seine medizinische Hochschule (Asklepieion) errichtete, war
bis 1912 Bestandteil des Osmanischen Reiches,
kam dann unter italienische Verwaltung und wurde im Vertrag von Sèvres
endgültig Italien zugesprochen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die
Insel schließlich ins Staatsgebiet Griechenlands eingegliedert. In
der neueren Geschichte erlangte die Insel nur im zweiten Weltkrieg historische
Bedeutung, als 1943 deutsche Soldaten im Rahmen der Operation Eisbär
die Insel besetzten und etwa 4.500 britische und italienische Soldaten
gefangen nahmen.
Max Häfner, am 5. April 2006
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